Wunderheilung
Das Gesetz der Anziehung.
Max Balzer (Text)
Noemi Hasler (Illustration)
Ich sitze in einem ICE nach Norden. Der kühle Zug der Klimaanlage geht durch das Großraum-Abteil, an den Scheiben huschen dunkel getönte Landschaften vorüber. Und doch steigt Hitze in meine Wangen – shame, shame – während ich dieses Buch aus meinem Rucksack ziehe.
Rhonda Byrnes The Secret ist der Prototyp des esoterischen Bestsellers. Ich weiß, wir sollten ein Buch nicht nach seinem Umschlag bewerten, aber … auf diesem Umschlag prangt ein wachsrotes Siegel. Die Seiten sind mit vergilbtem Fotodruck hinterlegt wie eine Schatzkarte aus dem Yps-Heft, die Überschriften, als wären sie mit der Feder geschrieben. Die Geschäftsreisende neben mir – randlose Brille, silberner Pagenschnitt – lässt mitleidig ihren Blick an mir herabstreifen. Don't you know talking about a revolution sounds like a whisper, sang Tracy Chapman. Dieses Buch schreit sein Geheimnis heraus. Schamlos.
Und trotzdem – oder gerade deshalb – The Secret von Rhonda Byrne hat sich weltweit mehr als 30 Millionen Mal verkauft. Es wurde in 50 Sprachen übersetzt und von Oprah Winfrey in den Bestseller-Himmel gehoben. Allein in Deutschland hat das Buch eine Auflage von rund 1,5 Millionen Exemplaren erreicht.
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Byrnes Geheimnis ist verblüffend einfach und effektiv. Es besteht in der Behauptung, tausende Jahre von Philosophie und Wissenschaft ließen sich in einen Gedanken verdichten. Das „Gesetz der Anziehung“ besagt, dass wir mit unseren Gedanken eine neue Realität erschaffen können. Denke positiv, und dir wird Positives begegnen. That’s it. Und mit der Selbstreferentialität dieses Konzepts geht auf seltsam einleuchtende Weise einher, dass Byrnes Geheimnis weder wissenschaftlich noch philosophisch fundiert sein kann. Aber vielleicht ist Rhonda Byrne selbst der lebende Beweis, dass am “Gesetz der Anziehung” etwas dran sein muss.
„Denken Sie Vollkommenheit. In einem Körper mit harmonischen Gedanken kann Krankheit nicht existieren. Unvollkommene Gedanken sind die Ursache für alles Leid, einschließlich Krankheiten, Armut und Unglück.“
In der parawissenschaftlichen Dokumentation The Secret, die 2006 für das australische Fernsehen produziert wurde, erscheint Rhonda Byrne auf einer regnerischen Straße. Platinblondes Haar, Targaryan-Teint, einen Koffer im Schlepptau. „Vor einem Jahr ist mein Leben in sich zusammengebrochen“, sagt sie aus dem Off. „Ich hatte mich in die Erschöpfung hineingearbeitet, mein Vater starb plötzlich, und meine Beziehungen versanken im Chaos.“ Eine Wendung habe alles genommen, als Byrnes Tochter ihr ein Buch über das Gesetz der Anziehung gab – jenes Prinzip, dem zufolge Gedanken eine physische Wirkung haben und man etwas erreicht, indem man daran denkt. Rhonda Byrne entdeckt dieses Buch auf einem Dachboden, in einer Truhe. Zerschlissenes Pergament, Staub tanzt im Gegenlicht.
Der Film besteht größtenteils aus Interviews mit Motivationsredner:innen. Joe Vitale, ein universeller Heiler, schlägt einen euphorischen Ton an: „Du bist der Michelangelo deines eigenen Lebens“, sagt er. „Der David, den du formst, bist du selbst.“ Und Esther Hicks, die im Verlauf des Films zur zentralen Figur wird, hält eine Reihe von Mini-Predigten, die eine merkwürdige, fast hypnotische Wirkung entfalten – nicht zuletzt wegen ihrer leicht singenden Stimme. „Du allein erschaffst deine Realität“, sagt sie mit beruhigendem Nicken. „Denn niemand sonst kann für dich denken. Niemand sonst kann es tun. Nur du.“
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Acht Monate nach Erscheinen des Films veröffentlichte Rhonda Byrne The Secret als Buch. Und es ist ein Erlebnis, in diesem Ratgeber zu lesen. Es fühlt sich an, als würde man durch eine dieser Dokus blättern, die nachts im Fernsehen laufen. Talking Heads, historische Zusammenhänge, Spielszenen – alles verschwimmt in schummrigen Sequenzen. Rhonda Byrne fordert ihre Leserinnen und Leser auf, ihre Gedanken auf Reichtum auszurichten, sich selbst liebend, die große Liebe anzuziehen, und für all das zu danken, was sie sich wünschen – noch bevor sie es erhalten haben. Und selbstverständlich lässt sich das Gesetz der Anziehung auch auf unsere Gesundheit übertragen. „In einem Körper mit harmonischen Gedanken kann Krankheit nicht existieren“, schreibt Byrne. Unvollkommene Gedanken seien die Ursache für alles Leiden, einschließlich Krankheiten, Armut und Unglück. Das Gesetz der Anziehung beruht auf einer tief verwurzelten Kultur der Schuldumkehr.
„Gesundheit ist kein Zustand der Materie, sondern des Geistes.“
„Wie oben, so unten. Wie innen, so außen.“ Dieser Satz ist The Secret vorangestellt. Es ist eines der sieben hermetischen Prinzipien, Hermes Trismegistos zugeschrieben, die durch das Kybalion popularisiert wurden. Das Kybalion erschien allerdings nicht in der Antike, sondern im Dezember 1908, anonym und in englischer Sprache, im Umfeld der New Thought-Bewegung – einer religiöse Strömung, die sich im frühen 19. Jahrhundert in den Vereinigten Staaten formte. Ihre Anhänger*innen verstanden New Thought als Weiterführung eines „alten Denkens“ – einer überlieferten Weisheit und Philosophie aus eklektischen Ursprüngen, darunter die antike griechische, römische, ägyptische, chinesische, taoistische, hinduistische und buddhistische Kultur. Dieses luftig freie Assoziieren mit Anklängen aus dem Altertum verdichtet sich bereits im Titel selbst. Der Begriff Kybalion, der Form eines griechischen Nomens nachempfunden, hat keinerlei Bedeutung in dieser Sprache.
Mitte des 19. Jahrhunderts hatte Ralph Waldo Emerson in seiner philosophischen Schrift „Nature“ einen Appell an die individuelle Selbstbestimmung formuliert, der auch als Selbsthilfe gelesen werden konnte. „Erschaffe also deine eigene Welt“, forderte Emerson. „In dem Maß, in dem du dein Leben der reinen Idee in deinem Geist anpasst, wird sie ihre große Gestalt entfalten.“ Diese Aufforderung zur Selbstermächtigung inspirierte zahlreiche Denkerinnen und Denker jener Zeit und mündete gegen Ende des Jahrhunderts in die Bewegung des New Thought. Einer ihrer frühen Vertreter war Phineas Quimby, ein Uhrmacher aus Neuengland, der zunächst an spirituelle Heilmethoden glaubte. In den 1850er Jahren entwickelte er die Überzeugung, dass der bloße Glaube an Heilung bereits zur Genesung führen könne. Seine Lehre basierte auf der Idee, dass der Geist über die Realität bestimmt – ein Gedanke, der die sogenannte Mind-Cure-Bewegung maßgeblich prägte. „Gesundheit ist kein Zustand der Materie, sondern des Geistes“, schrieb Mary Baker Eddy, eine Nachfolgerin Quimbys, die sich später von ihm abwandte, um die Christliche Wissenschaft zu begründen. Doch dieser Glaube, dass Gesundheit eine Frage der positiven Haltung sei, hatte sich verbreitet wie der Heilige Geist selbst – eine Atmosphäre, so allumfassend, dass jeder von ihr erfasst werden konnte.
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Im Jahr 1979 veröffentlichte Norman Cousins Anatomy of an Illness, eine Autobiographie, die seine selbstverschriebene „Lachkur“ beschreibt. Cousins, Wissenschaftsredakteur bei der Saturday Review, war in den frühen 70er-Jahren mit Spondylitis ankylosans diagnostiziert worden, einer rheumatischen Erkrankung der Wirbelsäule, die mit starken Rückenschmerzen einhergeht. Unbehandelt kann Morbus Bechterew zur Verknöcherung der kleinen Wirbelsäulengelenke führen. Cousins verließ das Krankenhaus und checkte in einem Hotelzimmer ein. Seine Lachkur bestand darin, sich eine Komödie nach der anderen anzuschauen, sich aus humoristischen Büchern vorlesen zu lassen. Cousins stellte fest, dass seine Schmerzen nachließen, nachdem er etwa zehn Minuten lang intensiv gelacht hatte. Dazu nahm er hohe Dosen Vitamin C zu sich.
Anatomy of an Illness ist ein Klassiker der Selbsthilfeliteratur. Norman Cousins trug mit dem Bestseller entscheidend dazu bei, die Gelotologie, die Wissenschaft der Auswirkungen des Lachens, zu popularisieren. Das Lachen die beste Medizin ist, ist einer dieser Glaubenssätze, die heute Teil unserer Kultur sind, so allumfassend, dass jeder von ihnen gestreift werden kann. Die Pointe ist, dass sich selbst die Gelotologie schwertut, die Auswirkungen von Lachkuren empirisch zu belegen.
Rhonda Byrne stellt in The Secret Norman Cousins als Kronzeugen für die Kraft des positiven Denkens vor – und verbindet dessen selbstverordnete Lachkur mit weiteren “Wunderheilungen”, etwa der einer Frau, die ihren Brustkrebs angeblich durch tägliche Dankbarkeit, Affirmationen und „lustige Filme“ besiegt habe. Diese Berichte bilden inzwischen ein eigenes Sub-Genre der Selbsthilfeliteratur: Die innere Haltung und das konsequente Visualisieren von Gesundheit führen zur Heilung. Diese Geschichten, so anrührend sie im Einzelfall sein mögen, sind keine Belege, sondern Verdichtungen eines Glaubenssystems. Sie verwandeln komplexe medizinische Verläufe in spirituelle Erfolgsnarrative.
Krankheit, so suggeriert Byrne, sei allein auf Stress zurückzuführen, auf diesen einen negativen Gedanken, der wie ein Krankheitserreger wirkt – ein Irrtum, der sich mit der richtigen inneren Frequenz rückgängig machen lasse. „Denke Vollkommenheit in deinem Körper“, schreibt sie, „und Krankheit kann nicht existieren.“
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Die Journalistin Meghan O’Rourke erzählt in ihrer Autobiografie The Invisible Kingdom, wie paradox sich die Ideologie des positiven Denkens auswirken kann. Als sie Norman Cousins' Anatomy of an Illness las, dachte sie: „Warum nicht? Warum es nicht wenigstens ausprobieren und ein bisschen Spaß haben?“ Also sah sie sich – wie Cousins – Komödien an, nahm lange Bäder, versuchte, sich zu entspannen und ihren Körper damit zur Heilung zu bewegen. Doch bald kehrten die Sorgen zurück: unbeantwortete E-Mails, ungelesene Bücher – Dinge, die sie versäumte, weil sie gerade „heilend“ fernsehen sollte. „Ich fühlte mich eingesperrt darin, der zerbrechlichen Idee zu folgen, wie ein anderer Spaß zu haben“, schreibt sie. Dieses Gefühl, sich außerhalb produktiver Zeit zu befinden, unfähig, etwas beizutragen, stellte sich selbst als Stressmoment heraus – und zwar im Kontrast zu jenem Erwartungsdruck, der ihren Arbeitsalltag als freiberufliche Journalistin prägte.
Die Vorstellung, Menschen könnten Stress einfach loslassen – durch Atmen, Yoga, ein langes Bad –, ist ein zentrales Versprechen der Selfcare-Kultur. Der Schriftsteller PeterLicht hat dieses Phänomen einmal als Wett-Entspannen bezeichnet – eine schöne, absurde Formulierung für ein Dilemma unserer Gegenwart: Selbst die Erholung muss optimiert, die Selbstheilung performt werden. Entspannung ist Teil der gesellschaftlichen Erwartungshaltung geworden.
Geschichten von Wunderheilungen folgen einem simplen medienlogischen Prinzip: Mann beißt Hund. Sie sind die Ausnahme von der Regel, Einzelfälle – und genau deshalb in unserer medialen Umgebung allgegenwärtig. Influencer*innen, Fernsehköche, Talkshow-Hosts – sie alle berichten von Selbstheilungen, spektakulären Genesungen, persönlichen Transformationen. In dieser Allgegenwart liegt eine Gefahr. Während wissenschaftlich fundierte Therapie oft langwierig und komplex ist, erzählt die Wunderheilung eine einfache, tröstliche Geschichte – mit klarer Ursache und emotionalem Happy End. Das Narrativ schlägt die Statistik.
„Krankheit reicht natürlich weit über den Geist hinaus – diese Idee verleugnet das Modell des positiven Denkens gern.“
Am 8. Februar 2007 begrüßte Oprah Winfrey ihr Fernsehpublikum, indem sie eine DVD in die Kamera hielt und fragte: „Haben Sie schon davon gehört?“ Die DVD war The Secret, der parawissenschaftliche Dokumentarfilm war zu diesem Zeitpunkt bereits ein Geheimtipp – mit Winfreys Empfehlung wurde er zum Mainstream-Phänomen. „Meine heutigen Gäste glauben, dass man, sobald man das Secret entdeckt hat, sofort damit beginnen kann, das Leben zu gestalten, das man sich wünscht – sei es, um Schulden loszuwerden, einen erfüllenderen Job zu finden oder sich sogar zu verlieben“, sagte Winfrey. „Sie sagen, man kann alles haben – und tatsächlich trägt man die Kraft, das möglich zu machen, bereits in sich.“ Winfrey interviewte Rhonda Byrne und anschließend legte sie The Secret ihrem Publikum ans Herz. „Sehen Sie es sich mit Ihren Kindern an“, sagte sie und blickte direkt in die Kamera, die Augen schmal, um ihre Worte zu betonen. „Ich finde, das wäre etwas Wunderbares.“
Kim Tinkham war eine Zuschauerin im Millionen-Publikum der Oprah Winfrey Show. Nachdem bei ihr Brustkrebs diagnostiziert worden war, entschied sie sich gegen eine konventionelle Therapie und setzte stattdessen auf die Kraft ihrer Gedanken. Sie schrieb Oprah Winfrey, um von ihrer Geschichte zu erzählen, und wurde in die Talkshow eingeladen. Winfrey versuchte, ihre Zuschauerin zur Rückkehr zur Chemotherapie zu bewegen. Vergeblich. Kim Tinkham starb im Jahr 2010 an ihrer Krebserkrankung. Ihre Geschichte ist eine der wenigen, in der das Sterben am Wunderglauben öffentlich sichtbar wurde.
Das ist keine Überraschung. Wenn ein Buch, das positives Denken als Therapie für schwere Erkrankungen beschreibt, weltweit über 30 Millionen Mal verkauft, dann kostet das Menschenleben. Die überwältigende Mehrheit derer, die auf esoterische Heilsversprechen setzen, leiden unbemerkt. Ohne Talkshow, ohne virales Instagram-Profil. Sie schreiben keine autobiografischen Bestseller mehr – sie sind einfach weg.
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Krankheit werde als psychologisches Ereignis interpretiert, und die Menschen würden ermuntert zu glauben, dass sie krank werden, weil sie es unbewusst wünschen, schreibt Susan Sontag in Krankheit als Metapher: „dass sie sich durch die Mobilisierung des Willen selbst heilen können; dass sie wählen können, an dieser Krankheit nicht zu sterben.“ Psychologische Krankheitstheorien wälzten die Schuld auf erkrankte Menschen ab. „Patienten, die darüber belehrt werden, dass sie ihre Krankheit unwissentlich selbst verursacht haben, lässt man zugleich fühlen, dass sie sie verdient haben.”
So verdeckt das Motiv der Wunderheilung mehr, als es offenbart. Norman Cousins’ berühmte Lachkur wäre heute vermutlich nicht mehr nötig – zumindest nicht als letzte Hoffnung. Die Diagnose, die ihm in den 1970er-Jahren gestellt wurde – Morbus Bechterew, zur Gruppe der axialen Spondyloarthritiden zählend – ist heute deutlich besser behandelbar. Der medizinische Fortschritt der letzten vier Jahrzehnte hat die Therapie revolutioniert: Wo früher nur Schmerzmittel und heißes Wasser halfen, stehen heute hochwirksame Biologika wie TNF-α- oder IL-17-Hemmer zur Verfügung, die gezielt in das entzündliche Geschehen eingreifen und das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten können. Früherkennung mittels MRT, individualisierte Bewegungstherapien, neue Medikamente – all das wäre für Cousins heute Standard.
„Don’t you know / Talking about a revolution? / It sounds like a whisper“
Ein Medikament aus einer ähnlichen Wirkstoffgruppe wie die Biologika bei Morbus Bechterew hat auch mein Leben verändert. Dupilumab – ein monoklonaler Antikörper, der bei bestimmten Autoimmunerkrankungen eingesetzt wird – hat mir ein Maß an Lebensqualität zurückgegeben, das ich lange für unerreichbar hielt. Das ist ein Wunder. Nicht im esoterischen Sinne, sondern im Sinne eines medizinischen Fortschritts, der auf jahrelanger Forschung, klinischen Studien und öffentlicher Finanzierung beruht. Dass ich heute weitestgehend beschwerdefrei leben kann, verdanke ich nicht meiner inneren Frequenz oder positivem Denken – sondern Ärzt:innen, die hingeschaut und sich die Zeit genommen haben. Entscheidend war die Möglichkeit, Teil eines neuen, evidenzbasierten Therapiewegs zu sein.
Und trotzdem: Ich kann die Anziehungskraft des Motivs der Wunderheilung nachvollziehen. Es liegt eine enorme Kraft darin, wenn Menschen das Gefühl haben, ihr Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen. Wir alle wollen Held:innen unserer Geschichte sein – auch unserer Krankengeschichte. Und die Wahrheit ist: Wir können das. Aber nicht, indem wir uns von der Realität abwenden. Sondern indem wir sie verändern.
Gerade schwer kranken Menschen fehlt bis heute Handlungsmacht in unserem Gesundheitssystem – auch dort, wo es nicht um medizinische Expertise geht, sondern um Teilhabe, Zeit, Kommunikation. Das ist ein reales Problem. Und diesem Problem können wir uns stellen – durch Solidarität, durch Community. Bei Rhonda Byrne geht es bezeichnenderweise ausschließlich darum, was ich mit meinen Gedanken für mich persönlich erreichen kann: vollkommene Gesundheit, Reichtum, ewige Jugend. Darüber hinaus muss nur das Geheimnis weitergegeben werden, und die Lösung „für alle Probleme, einschließlich Armut, Krankheiten und Unglück“ liegt in der Hand des Einzelnen. So schafft das Gesetz der Anziehung ein stabiles Konstrukt aus Egoismus und Esoterik, das vor allem eines manifestiert: den gesellschaftlichen Status Quo.
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Kurz vor Hannover Hauptbahnhof, der Zug schleicht durch Vorstädte und S-Bahnhöfe. Ich habe Tracy Chapman im Ohr. Don't you know talking about a revolution sounds – Leise lasse ich The Secret in meinen Rucksack gleiten. Hoffentlich hat es niemand gesehen.
Quellen:
Byrne, Rhonda. The Secret - Das Geheimnis. Dt. Erstausg., 13. Aufl. Arkana. München: Goldmann, 2007.
Chapel, Nicholas E. „The Kybalion’s New Clothes: An Early 20th Century Text’s Dubious Association with Hermeticism“. Journal of the Western Mystery Tradition Volume 3, Nr. 24 (2013). http://www.jwmt.org/v3n24/chapel.html.
Sanneh, Kelefa. „Power Lines“. The New Yorker, 6. September 2010.
Cousins, Norman. Anatomy of an Illness as Perceived by the Patient: Reflections on Healing and Regeneration. Princeton, N.J.: Recording for the Blind & Dyslexic, 2006.
O’Rourke, Meghan. The Invisible Kingdom: Reimagining Chronic Illness. New York: Riverhead Books, 2022.
Gorski, David. „Death by “Alternative” Medicine: Who’s to Blame?“ Science-Based Medicine, 6. Dezember 2010. https://sciencebasedmedicine.org/the-impending-end-of-a-horrifying-testimonial-for-an-alternative-medicine-breast-cancer-cure/.
Sontag, Susan. Krankheit als Metapher. Übersetzt von Karin Kersten, Caroline Neubaur, und Holger Fliessbach. 5. Auflage. Fischer Taschenbücher 16243. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag, 2022.